Zeit zum Schreiben finden

Von Lutz

Schreibzeit planen

Jeder von uns kennt es nur zu gut, dass die vielen spannenden und bestsellerverdächtigen Ideen einfach nicht auf ein Blatt Papier oder in eine Datei kommen. Geschweige denn in einer Geschichte, Szene oder einem Roman münden. Dabei wäre genau das so wichtig, sind unsere Ideen doch mancher tags so flüchtig und schon nach wenigen Stunden im Nirvana verschwunden. Oft sogar unwiederbringlich. Häufig braucht es den schicksalhaften Zufall, dass uns diese Idee ein weiteres Mal durch die Synapsen springt.

Zugegeben – hier schaffen Smartphones mit Diktierfunktion, Klebezettel oder das gute alte Notizbuch natürlich Abhilfe. Mit einer Vollbremsung wird für einige Augenblicke der Alltag angehalten, das Hilfsmittel der Wahl gezückt und die beste jemals ersonnene Idee verewigt.

Prima, das ist genau das Richtige, was Autoren bei einem genialen Einfall tun sollten – nein müssen! Wo sollten anderenfalls diese vielen fantastischen, kriminologischen, dramatischen oder epischen Kurzgeschichten herkommen, die die Welt in der Form noch nie vor die Augen bekam?

Aber mal ehrlich – wie viele Schuhkartons voll mit Zetteln, Notizbüchern und abgetippten Audio-Notes, die diese besten Ideen enthalten, füllen unsere Regale?

Moment, ich zähle mal eben bei mir. …

Kleinen Moment noch; bin gleich fertig. …

Hui, bei mir sind es nur ganze zwei. Naja, allerdings sammle ich in Umzugskartons. 🙂

Also, Spaß beiseite, ich habe wirklich hunderte von diesen einzigartigen Ideen gesammelt. Ich habe mich sogar schon tagelang eingeschlossen und die Notate sortiert, gefiltert (sie sind also in den runden Rachen des Papierkorbs gewandert) und gruppiert. Ja, gruppiert! Manche dieser einmaligen Ideen kamen mir im Abstand von einigen Wochen mehrmals, ohne dass es mir bewusst gewesen wäre.

Umso wichtiger ist es also, unseren Ideen so schnell wie möglich in einer Geschichte zu gebührenden Ruhm und Glanz zu verhelfen. Nur dort ist die Idee richtig aufgehoben. Der Schuhkarton kann und darf nur ein ganz kurzes Zwischenlager sein.

Also, ran an den Computer, die Schreibmaschine oder das Briefpapier und die Idee wird mit Buchstaben und Wörtern in Absätze und Seiten gebannt, dass der Leser mit offenem Mund vor der Geschichte sitzt und nichts anderes mehr denkt als: Wie geht es weiter?

So wäre es vollbracht! – Aber anscheinend fehlt es an etwas, dass dieses Bild real wird.

Stimmt – Schreibzeit!

Wie kann man sich diese Schreibzeit einplanen und in den Alltag integrieren? Hier ein paar hilfreiche Anregungen:

1. Trick: Anfangen

Gerade als angehender Autor verfällt man oft in diese “Diät-Falle”. Viele Diäten beginnen meistens “morgen”. Der Beginn eines Romans fällt oft leider ebenfalls auf diesen Tag.

Verschieb also deinen Schreibtermin regelmäßig auf heute – auch morgen!

2. Trick: Terminieren

Sich Zeit nehmen, heißt auch, diese Zeit einzuplanen. Habst du dir für das Schreiben schon einmal einen Termin in den Kalender eingetragen? Nein?

Das liegt meist daran, dass wir das Schreiben als nicht so wichtige Zeit einstufen. Es ist ja in den meisten Fällen kein “richtiger” Job und da haben andere Dinge schon mal Vorrang (siehe Trick 3). All die wichtigen Tätigkeiten im Haushalt, die unbedingt jetzt gemacht werden müssen und keinen Aufschub dulden. Bitte nicht falsch verstehen, diese Dinge gibt es wirklich. Aber sich zu fragen wie wichtig das ein oder andere wirklich ist, hilft uns besser zu Priorisieren (siehe Trick 5). Wichtige Dinge landen in deinem Kalender, richtig? Na, dann fehlt noch ein wichtiges Ding:

Trag also jeden Tag “Schreibzeit” in deinen Kalender ein und halte dich daran.

3. Trick: Stolz sein

Schäm dich nicht ein Autor oder eine Schriftstellerin zu sein. Wenn du überzeugt von dir selber bist, es anderen selbstbewusst (aber bitte nicht überheblich) rüberbringst, wirst du deinen (Neben-)beruf im Laufe der Zeit immer wichtiger nehmen und wie für jeden Job gebührend Zeit einplanen (siehe Trick 2).

Also, hoch mit deinem Autorenkopf!

4. Trick: Familie einweihen

Wir alle brauchen ein bisschen Planung vor allem aber unsere Familienmitglieder. Für diese ist es mit einer/m Schriftsteller:in im Haushalt nämlich auch nicht so leicht. Wie sollen sie wissen, dass du an einer ganz wichtigen Szene arbeitst und gerade keine Störung, sei sie noch so lieb gemeint, gebrauchen kannst?

Vereinbare mit deinen Lieben entweder eine feste Zeitspanne (siehe Trick 2) oder einen “Schreibzeit-Zettel” an der Bürotür, der sie für einige Zeit auf Abstand hält. Wichtig ist, dass auch du dich an diese Vereinbarung hälst.

Wenn du deinen Kindern versprochen hast, ab 19 Uhr gemeinsam zu essen, dann bitte(!) tue es auch. Du wurdest schließlich für zwei Stunden schmerzlich entbehrt und alle freuen sich jetzt auf den gemeinsamen Abend. Jedenfalls bis die Kinder ins Teenie-Alter kommen.

Setze dich mit deiner Familie zusammen und vereinbare eine Vorgehensweise.

5. Trick: Priorisieren

Jaja, höre ich dich schon sagen. Jetzt kommt er mit To-Do-Listen, Eisenhower oder sonst welchen Systemen, wie man Dinge priorisieren kann. Naja, diese Dinge haben natürlich ihre Berechtigung für jeden, der damit gut zurechtkommt. Warum nicht?

Wenn dir diese Systeme zu starr vorkommen, schaffe dir dein eigenes. Da ist deiner Fantasie keine Grenze gesetzt.

Ganz einfach: wichtig oder unwichtig. Vielleicht differenzierter: kann, soll, muss. Oder doch A, B, C und D nach Herrn Eisenhower? Es ist schlussendlich egal, Hauptsache du priorisierst.

Schaffe dir dein Prioritäts-System, an das du dich halten kannst.

6. Trick: Aufteilen

Um einen kompletten Roman mit 300 Seiten oder mehr schreiben zu können, denkt man viel zu oft, dass man dafür einen Urlaub brauche oder die Rente eintreten müsse, bevor man so ein Riesenprojekt zeitlich stemmen könne. Außerdem bräuchte man auch noch einen Schreibrausch. Genau! Ohne den gehe es schon mal gar nicht.

Alle drei Punkte kannst du natürlich nutzen oder eintreten lassen, bevor du beginnst. Dann wird es mindestens noch einige Zeit dauern, wenn du überhaupt anfängst.

Schau dir bitte jetzt noch einmal Trick 1 an. Ja, ich warte einen Moment. …

Und, was stand da? – Anfangen, gelle?

Teile dein Riesenprojekt in viele kleine Einheiten oder Teilprojekte, z. B. in Szenen und Kapitel, ein. Dann fang an! Schreib einfach jeden Tag ein wenig an deinem Riesenprojekt.

Ziele setzen ist auch ein guter Motivator. Den schauen wir uns gleich an (Trick 7). Aber vorerst heißt die Devise:

Teile dein Projekt in süße Häppchen auf – Kleinvieh macht eben auch Mist!

7. Trick: Ziele setzen

Der Titel dieses Tricks spricht “Kurzgeschichten”, oder? Setz dir einfach kleine tägliche Ziele, die du ganz leicht erreichen kannst. Das korrespondiert sehr gut mit Trick 6.

Lieber eine halbe Stunde jeden Tag nutzen, als auf die große Zeitlücke in der Woche warten, die dann durch allen möglichen Schlamassel doch nicht entsteht.

Auch ein sehr hilfreiches Ziel ist es, sich ein Jour-Fix zu setzen, wann ihr Roman fertig sein soll. Schön groß auf einen A4-Zettel schreiben (drucken ist auch erlaubt) und gut sichtbar für alle aufhängen.

Also: Schreib deine Ziele auf einen Zettel … Aufhängen nicht vergessen 😉

8. Trick: Investieren

Hier ist – du ahnst es bestimmt – nicht das liebe Geld gemeint. Denn beim Schreiben ist Zeit nicht gleich Geld. Bevor etwas richtig Gutes entsteht (dein Roman), braucht es deine wertvolle Zeit, die du in die Zukunft investierst. In deine Zukunft. Und dann erntest du Ruhm und Ehre. Manchmal auch Tantiemen und Honorar, aber das kommt im Regelfall erst später.

Eine schöne Übung hierzu ist übrigens, sich zu überlegen, wie viel Euro dir das Schreiben wert ist. Sagen wir einmal 30,- € pro Stunde. Dann gib deinen anderen Hobbys oder Tätigkeiten ebenfalls Werte. Welche der Tätigkeiten kannst du weglassen?

Schreib dir dein Schreibzeit-Honorar mit auf den Ziele-Zettel.

9. Trick: Muse küssen

Eine der häufigsten Fehlannahmen beim Schreiben ist, dass man von der Muse geküsst werden muss, um überhaupt etwas Sinnhaftes aufs Papier zu bekommen.

Weit gefehlt! Wenn du dich an die Routine und feste Schreibzeiten hälst, wird Herr oder Frau Muse pünktlich zu dir kommen. Und nicht um dir tolle Einfälle zu präsentieren, sondern um sich Ihr Küsschen abzuholen.

Ab heute küsst du deine Musen, immer wenn diese auftauchen. Ansonsten schreibst du!

Und jetzt bleibt eigentlich nur noch ein Wort übrig, was noch zu sagen wäre.

Achtung, das ist die Lösung schlechthin. Mach dich auf das Wichtigste gefasst. Ich verabschiede mich vorher schon einmal, denn du wirst gleich fort sein.

Ich wünsche dir eine großartige Schreibzeit und vor allem Spaß dabei.

Und nun öffne alle Ohren und Augen, die du hast, für den allerbesten Trick überhaupt:

 

Na, gespannt?
Lösung!

Um den absoluten Trick zu erfahren, einfach den Schalter umlegen!